Das Geburtstrauma aus Sicht des Kindes -Teil 2a - geplanter Kaiserschnitt
Kaiserschnitt
Die unvollendete Geburt
Unterschieden wird zwischen geplanten und ungeplanten Kaiserschnitt.
1. Geplante Kaiserschnitt
Der primäre Kaiserschnitt ist der geplante Kaiserschnitt, der aufgrund verschiedener Ausgangssituationen gemacht wird. Es gibt medizinische notwendige Kaiserschnitte wie die Querlage im Bauch oder Lebensgefahr für Mutter und Kind. Es gibt relative Kaiserschnitte wie Beckenendlage aber auch nicht medizinisch notwendige Kaiserschnitte wie z.B. ein Wunschkaiserschnitt.
Ein Kaiserschnitt wird unter großem Zeitdruck durchgeführt. Das Baby ist überhaupt nicht darauf vorbereitet zu diesem Zeitpunkt und auf diese Weise das Licht der Welt zu erblicken.
Der natürliche von Mutter Natur geplante Ablauf der Geburt ist bei jedem Menschen im Körperzellgedächtnis festgelegt.
Plötzlich dringt jemand von außen in die warme und geschützte Umgebung und das zuvor noch friedlich schlummernde Baby wird urplötzlich aus seiner ihm sicher erscheinenden Umgebung gerissen. Es kann wie ein Einbruch in den eigenen Raum empfunden werden, den das Kind nicht verteidigen kann. Die kalten Hände greifen das Kind überfallartig, unpersönlich, schnell und zweckgerichtet. Der Nacken, an dem das Kind zuerst gegriffen wird, ist nicht darauf vorbereitet dort zuerst von fremden kalten Händen berührt zu werden. Bei einer natürlichen Geburt ist der erste Kontakt um die Schultern und den Hinterkopf.
Das ganze Nervensystem ist in einem Schockzustand, denn es muss in rasender Geschwindigkeit einen Druckabfall, plötzlichen Temperaturwechsel, von außen eindringende Hände, hektische Berührungen und plötzlichen Ortswechsel verarbeiten, obwohl der Körper von sich aus keine Geburt initiiert hat. Das Kind wird überrumpelt und seine Gefühle und Grenzen werden ignoriert. Das schnelle Tempo und die Art und Weise mit dem das Baby herausgehoben wird können den Schock und die Ängste noch zusätzlich verstärken. Dem Baby fehlt die Zeit, das Geschehen zu verarbeiten. Es wird komplett übergangen. Betrachtet man den geplanten Kaiserschnitt aus Sicht des Kindes, erscheint es nahezu unmöglich, dass es diesen großen Eingriff einfach so wegsteckt und ihn nicht als tiefen Angriff auf seine Unversehrtheit und als Schutzverlust betrachtet und infolgedessen sich seinem Trauma mittels Schreiattacken seiner Bezugspersonen Gehör verschaffen möchte.
Aufgrund dieser übergriffigen Geburt kann das Baby später empfindlich auf plötzliche Veränderungen reagieren. Zum Beispiel wenn man es zu schnell hochnimmt oder von einem warmen in einen kalten Raum bringt. Außerdem hat das Kind die Erfahrung gemacht, dass sein ihm sicheres Zuhause, seine Burg, ihm doch kein Schutz war und es muss erst wieder lernen, dass es beschützt wird. Diese Angst vor Überfällen kann sich z.B. zeigen, wenn das Kind in einem Raum ohne seine Eltern ist, wie z.B. beim Einschlafen oder wenn es mal alleine spielen soll.
Im späteren Leben können abrupte Veränderungen ähnliche Gefühle auslösen, wie sie das Baby bei der Geburt erlebt hat, denn schließlich bleibt diese wichtige Erfahrung im Körperzellgedächtnis gespeichert. Es werden wieder ähnliche Stresshormone ausgeschüttet wie zur Geburt.
Der Darm im Bauch des Babys nimmt neben der Leber einen großen Teil des Raumes ein. Aufgrund von Platzgründen ist der Darm nicht entfaltet, das Lumen ist zu. Die Wehen der Gebärmutter erzeugen auch einen starken Druck auf den Darm, damit sich dieser entfalten kann und somit seiner Aufgabe, der Verdauung, gerecht werden kann. Bei einer Kaiserschnittgeburt ist dies nicht möglich und somit kann es später Probleme bei der Verdauung geben. Wie kann ein Baby selbst diesen Druck hervorrufen, damit sich der Darm doch noch entfaltet und die Verdauung problemlos ablaufen kann? Durch Schreien. Schreien erzeugt in dem kleinen Körper einen Druck auf den Darm. Ist das Lumen auf, können die Nahrungsbausteine besser von der Darmwand aufgenommen und weiter Richtung Ausgang transportiert werden.
Unter der normalen Geburt kommt das Baby im Geburtskanal mit den Bakterien der Mutter in Kontakt, die wichtig für sein Immunsystem sind. Bei einem Kaiserschnitt bleibt ihm diese Aufnahme verwehrt.